Demenz & 24-Stunden-Pflege: Was tun bei Weglauftendenz und nächtlicher Unruhe?
- Vanessa F.

- 16. Dez.
- 4 Min. Lesezeit
Vergesslichkeit ist das eine. Aber wenn der an Demenz erkrankte Vater nachts um 3 Uhr angezogen im Flur steht und „zur Arbeit“ will, oder die Mutter unbemerkt das Haus verlässt, kommen Angehörige an ihre körperlichen und psychischen Grenzen.
Die sogenannte Weglauftendenz (Fachleute sprechen oft von „Hinlauftendenz“) und ein gestörter Tag-Nacht-Rhythmus sind die häufigsten Gründe, warum Familien über ein Pflegeheim nachdenken. Doch oft ist das gar nicht nötig. Eine 24-Stunden-Betreuung kann – mit den richtigen Rahmenbedingungen – auch in diesen schwierigen Fällen ein sicheres Leben zu Hause ermöglichen.
Wir von viva24 erklären, wie der Spagat zwischen Sicherheit und Freiheit gelingt und wo die Grenzen liegen.
☝️ Das Wichtigste in Kürze
Verständnis hilft: Betroffene laufen meist nicht weg, sie laufen hin zu einem Ort der Erinnerung (altes Zuhause, Arbeitsstelle).
Die 24h-Kraft als Anker: Eine ständige Bezugsperson gibt Sicherheit und Struktur, kann aber keine 24-Stunden-Dauerbewachung leisten.
Technik unterstützt: GPS-Tracker und Sensormatten sind oft besser als Medikamente.
Nachtruhe ist Pflicht: Wenn der Patient jede Nacht aktiv ist, braucht die Betreuungskraft Unterstützung durch Angehörige oder einen Nachtdienst.

📚 Inhalt
Hinlauftendenz verstehen: Wohin will Opa eigentlich?
Die Rolle der 24-Stunden-Kraft: Beaufsichtigung & Struktur
Das Problem mit der Nacht: Realistische Erwartungen
Technische Helfer: Sicherheit ohne Freiheitsentzug
Wann ist die Grenze erreicht? (Selbst- & Fremdgefährdung)
Fazit
Häufige Fragen (FAQ)
Hinlauftendenz verstehen: Wohin will Opa eigentlich?
Wer verstehen will, warum Demenzkranke weglaufen, muss die Perspektive wechseln. In ihrer Wahrnehmung sind sie oft wieder 30 oder 40 Jahre alt. Sie müssen „die Kinder von der Schule holen“ oder „pünktlich im Büro sein“. Das Zuhause, in dem sie aktuell leben, erkennen sie oft nicht mehr. Der Drang, nach draußen zu gehen, ist also die Suche nach einem Ort der Sicherheit und Vertrautheit.
Tipp für die Betreuung: Statt zu diskutieren („Du wohnst doch hier!“), hilft es oft, das Gefühl ernst zu nehmen („Du möchtest nach Hause? Komm, wir trinken erst noch einen Kaffee, dann schauen wir mal.“). Das nennt man Validierung. Unsere erfahrenen Pflegekräfte sind in diesen Techniken geschult.
Die Rolle der 24-Stunden-Kraft: Beaufsichtigung & Struktur
Eine 24-Stunden-Betreuungskraft bringt vor allem eines: Ruhe in den Alltag. Durch feste Abläufe (Aufstehen, Essen, Spaziergänge zur gleichen Zeit) reduziert sich oft die Unruhe der Patienten.
Was die Kraft leisten kann:
Präsenz: Sie ist da, wenn der Senior unruhig wird, und kann ablenken oder beruhigen.
Begleitung: Statt den Senior einzusperren, kann die Kraft ihn auf seinen „Wanderungen“ begleiten, bis der Drang nachlässt.
Tür-Kontrolle: Sie bemerkt, wenn die Haustür geöffnet wird (oft durch eine Klingel an der Tür signalisiert).
Das Problem mit der Nacht: Realistische Erwartungen
Hier ist Ehrlichkeit wichtig: Eine einzelne Betreuungskraft kann nicht tagsüber den Haushalt führen und nachts wach bleiben, um aufzupassen. Auch sie braucht ihren Schlaf (gesetzliche Ruhezeiten).
Szenario A: Gelegentliche Unruhe Der Senior steht 1-2 Mal pro Nacht auf, geht zur Toilette oder irrt kurz umher. 👉 Lösung: Die Kraft schläft in Hörweite (oder mit Babyphone) und hilft kurz. Das ist machbar.
Szenario B: Starke Nachtaktivität Der Senior ist jede Nacht stundenlang wach, räumt Schränke aus oder will das Haus verlassen. 👉 Lösung: Hier reicht eine 24h-Kraft allein nicht aus. Die Gefahr, dass die Kraft tagsüber vor Erschöpfung Fehler macht oder kündigt, ist zu groß. In diesem Fall brauchen Sie:
Medikamentöse Einstellung durch den Neurologen prüfen lassen.
Einen ambulanten Nachtwachen-Dienst zur Entlastung.
Angehörige, die Nächte übernehmen.
Technische Helfer: Sicherheit ohne Freiheitsentzug
Sie dürfen einen Demenzkranken zu Hause rechtlich nicht einfach einschließen (Freiheitsentziehende Maßnahme), es sei denn, ein Betreuungsgericht genehmigt dies. Besser sind technische Lösungen, die wir in Kombination mit der 24h-Betreuung empfehlen:
GPS-Tracker: In der Armbanduhr, im Schuh oder als Anhänger. Wenn der Senior das Haus verlässt, gibt es Alarm auf das Handy der Pflegekraft oder der Angehörigen.
Sensormatten: Vor dem Bett oder der Zimmertür. Sie melden sofort, wenn der Senior aufsteht. So muss die Pflegekraft nicht „mit einem offenen Ohr“ schlafen, sondern wird nur geweckt, wenn es nötig ist.
Optische Barrieren: Ein schwarzer Teppich vor der Haustür wird von vielen Demenzkranken als „Loch“ wahrgenommen, über das sie nicht treten.
Wann ist die Grenze bei Demenz erreicht?
Die 24-Stunden-Betreuung ist eine hervorragende Lösung, hat aber Grenzen. Eine Unterbringung in einer beschützten Einrichtung kann notwendig werden, wenn:
Extreme Aggression: Der Patient wird handgreiflich gegenüber der Betreuungskraft.
Ständige Selbstgefährdung: Trotz aller Maßnahmen ist die Sicherheit (Gasherd, Treppenstürze, Straßenverkehr) nicht mehr zu gewährleisten.
Totale Nahrungsverweigerung oder medizinische Krisen, die Laienpflege übersteigen.
Fazit: Lange daheim bleiben ist möglich
Mit der Diagnose „Demenz & Weglauftendenz“ muss der Umzug ins Heim nicht morgen erfolgen. Eine einfühlsame 24-Stunden-Betreuungskraft, unterstützt durch smarte Technik und einen festen Tagesrhythmus, kann oft über Jahre hinweg ein würdiges Leben im eigenen Zuhause sichern.
Wichtig ist, dass wir bei der Auswahl der Kraft genau auf Erfahrung mit Demenzpatienten achten. Bei viva24 filtern wir gezielt nach diesem Kriterium.
Häufige Fragen (FAQ)
Brauche ich einen richterlichen Beschluss, um die Tür abzuschließen? Grundsätzlich ja, wenn der Betroffene die Tür nicht mehr selbst öffnen kann und dagegen ist. Das ist eine „freiheitsentziehende Maßnahme“. Sprechen Sie mit Ihrem Betreuer oder dem Amtsgericht. Oft reichen aber technische Meldesysteme aus.
Welcher Pflegegrad bei Demenz? Bei fortgeschrittener Demenz mit Weglauftendenz und gestörtem Tag-Nacht-Rhythmus liegt oft Pflegegrad 4 oder 5 vor. Damit haben Sie Anspruch auf 800 € bzw. 990 € Pflegegeld zur Finanzierung der Betreuung.
Was tun, wenn die Chemie nicht stimmt? Demenzkranke reagieren sehr intuitiv. Wenn die Chemie nicht stimmt, kann das die Unruhe verstärken. Wir bei viva24 organisieren in solchen Fällen einen schnellen Personalwechsel.
Tipp für Familien & Angehörige:
Sie suchen eine Betreuungskraft mit Demenz-Erfahrung? Geben Sie bei Ihrer Anfrage bitte genau an, wie sich die Demenz äußert (Nachtaktivität, Weglaufen etc.). Wir suchen für Sie die passende „Perle“, die Ruhe in Ihren Alltag bringt.







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